uf-dr-loitsch.ch


Direkt zum Seiteninhalt

Pakistan

Eile mit Weile - kein Aprilscherz
01. April 2009, Provinz Belutschistan, Pakistan

Fast an jedem Check-Point auf der Strecke zur iranischen Grenze wurden wir zum Tee eingeladen. Wir hätten dort jeweils viel Zeit verbringen können. Aber wir wollten weiter, um an diesem Tag noch einige Kilometer zu fahren.

An irgend einem dieser Check-Points wurden wir beide aufgefordert die Registierung in der Lehmhütte zu machen. Und wieder wurden wir zu Tee eingeladen. Wir nahmen ausnahmsweise an und "mussten" uns setzen.

Kaum war es uns bequem, brachte ein Pakistani vom Check-Point das Brettspiel "Eile mit Weile" hervor. Schnell waren zwei weitere Spieler gefunden und die erste Runde startete mit viel Flunkern. Nach mehr als einer Stunde, einigen Spielrunden und einem obligatorischen Foto konnten wir uns endlich losreissen.


Begleitschutz
30. März - 01. April 2009, Pakistan

Es ist in Pakistan üblich, dass Reisenden mit eigenem Fahrzeug ab der Grenze ein Begleitschutz zugewiesen wird, um deren Sicherheit zu gewährleisten. Wir wollten aber ohne Eskorte unterwegs sein, um möglichst nicht noch mehr aufzufallen.

Tag 1 in Pakistan ab der indischen Grenze: Kein Begleitschutz da. Wir fuhren früh morgens los und waren den ganzen Tag unterwegs ohne von jemanden aufgehalten worden zu sein.

Tag 2 in Pakistan: Kein Begleitschutz da. Und wir starteten wieder in der Früh und waren auch an diesem Tag alleine unterwegs. Am Abend entschlossen wir uns für einen Übernachtungsplatz in einer Stadt. Zwangsweise fuhren wir an einem Check-Point vorbei, der uns stoppte und zur Polizeistation brachte. Der Polizeivorsteher wollte von uns die geplante Startzeit am nächsten Tag wissen.

Tag 3 in Pakistan: Eine Stunde früher als angegeben, machten wir uns leise startklar und überrumpelten die Polizisten mit unserer vorzeitigen Abreise. In aller Eile organisierten sie bis zur Stadtgrenze einen Begleitschutz in Form eines Motorrads mit einem Fahrer und einem Beifahrer mit Gewehr und Thermoskanne. Dort wollten sie uns an einen Personenwagen weitergeben, der aber logischerweise nicht bereit war. Nach kurzer Diskussion und ohne das Einverständnis der Polizisten machten wir uns ohne Begleitschutz auf den Weg. Leider verpassten wir die Umfahrung des ersten Dorfes und so wartete der Begleitschutz am Dorfende auf uns. Sie legten ein flottes Tempo vor. Nach einiger Zeit fand auf einer Brücke ein fliegender Wechsel der Eskorte statt. Sie fuhren mit uns bis zu einer grösseren Strassenbaustelle. Anschliessend waren wir wieder alleine unterwegs bis uns an einem kleinen Check-Point ein Polizist stoppte und mit Motorrad weiterbegleitete. Die folgenden zwei Stunden waren erneurt Eskorten angesagt. Für die Durchfahrt der Grenzregion nahe Afghanistan liess uns der Begleitschutz "im Stich" und so machten wir uns wieder alleine im Santana auf den Weg zur Grenze Pakistan-Iran.

Nach drei Tagen und knapp 2000km durch Pakistan waren wir gerade mal 6 Stunden mit Begleitschutz unterwegs. Ein Klacks im Vergleich zu den Erzählungen von anderen Overlandern.

Was steht denn da?
31. März 2009, Bahawalpur, Pakistan

Unterwegs in Pakistan sind wir im Strassenverkehr den unterschiedlichsten Kuriositäten begegnet:

  • Überschwenglich dekorierte Lastwagen (wie machen das Pakistanis mit der maximal erlaubten Zuladung?)
  • Übervolle Personenbusse mit zusätzlichen Dach-Sitzplätzen im Freien (Fahrgastsicherheit?)
  • Fahrende Heuhaufen in jeglicher Form
  • Esel mit Karren
  • Kamelherden


Zur Erklärung von Kuriositäten = Für uns als Schweizer unbekannte Teilnehmer im Strassenverkehr.

Und so waren wir nicht verwundert, dass wir Verschönerungen von Strassenkreuzungen angetroffen haben in Form eines Militärjets und einer Rakete. Modernes Recycling?

Grenzspektakel
29. März 2009, Lahore, Pakistan

Die Grenze zwischen Indien und Pakistan bietet täglich ein Spektakel der besonderen Art. Obwohl diese Länder nicht die dicksten Freunde sind, wird feierlich auf beiden Seiten jeden Abend nach der Schliessung der Grenze die Wachablösung zelebriert.

Der nahe Grenzbereich ist umgeben von fest installierten Zuschauertribünen, die sich abends füllen getrennt nach Mann, Frau und VIP. Wir sassen zum Happening in der ersten Reihe!

Über Lautsprecher werden die Mengen mit Musik eingeheizt. Im Chor schreien sich die "verfeindeten Parteien" gegenseitig ihren Schlachtruf entgegen ... "Pakistan" ... "Hindustan" ..."Pakistan" ... "Hindustan". Auf der Grenzstrasse schwenkt ein kleiner, alter Mann stolz eine Pakistan-Flagge und junge Männer tanzen im Kreis zur Musik einer Trommelband.

Der ohrenbetäubende Lärm, das Geschreie und die Feststimmung enden auch nicht als die Wachablösung beginnt. Eine Gruppe von gross gewachsenen Wachsoldaten marschiert im äusserst strammen Schritt eine Formation bis zum Grenztor. Der Boden fibriert unter ihrem Gestampfe und der Lauteste unter ihnen schreit sich die Kehle aus dem Leib.

Übrigens: die Zeremonie läuft auf beiden Seiten absolut synchron ... als würden sie jeden Tag zusammen trainieren.

Unter Trompetenklang und mit zackigen Bewegungen werden die Nationlflaggen gleichzeitg heruntergelassen. Ein kurzer Handschlag zwischen einem Inder und einem Pakistani ist die einzige, freundliche Geste zwischen den Nachbarn.

Nach weiterem Gestampfe und Gebrülle werden die Grenztore mit voller Wucht zugeschlagen, um dem "Feind" nochmals Stärke und Macht zu demonstrieren. In geschlossener Formation zieht sich die Gruppe der Wachsoldaten wieder zurück und die "Bühne" ist den Zuschauern freigegeben. Alle drängen über die Grenzstrasse zum Tor, um dort Erinnerungsfotos zu schiessen.

Kopfschüttelnd und perplex sassen wir noch eine Weile auf unseren VIP-Plätzen, um den Leuten zuzuschauen und das eben Erlebte irgendwie einzuordnen.




Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü